News

Magazin Shop

Hier können Sie die Magazine als Print Ausgabe oder e-Paper bestellen:

Leseprobe Costa Rica: die »ticos«

Alles »tico«

Leseprobe aus unserem SympathieMagazin »Costa Rica, Guatemala, Panama verstehen«

Wir sind fünf Millionen Einwohner eines kleinen Landes auf einer schmalen Landbrücke zwischen den beiden Giganten Süd- und Nordamerika. Deshalb sind wir in Costa Rica schon daran gewöhnt, mit der Karibikinsel Puerto Rico verwechselt oder für einen Bundesstaat von Mexiko gehalten zu werden. Bei uns ist alles klein und überschaubar, weshalb wir in unserer Sprache gerne die Verkleinerungsform verwenden. Weil wir dabei aber »tico« statt wie sonst im Spanischen üblich »ito« sagen, sind wir im Rest Hispanoamerikas als »ticos« bekannt, unser Land wird »Tiquicia« genannt. Auch unsere Aussprache ist ziemlich markant. Wir ziehen nämlich das »R« in die Länge, als hätten wir eine heiße Kartoffel im Mund. »Rica« hört sich dann an wie »rsrsrica«.

Zwar lebt die Mehrzahl der ticos inzwischen in Städten, aber die sind recht überschaubar und gemütlich. Fast immer ist Zeit für eine Tasse Kaffee und einen Plausch. Daher ist es gut, sich beim Besuch von Costa Rica mit Geduld zu wappnen. Hier zählt nämlich die »hora tica«, die cos­ta-ricanische Stunde, und die dauert nicht 60, sondern 75 bis 90 Minuten. Natürlich haben wir fürs Zuspätkommen immer die passende Ausrede parat: den Verkehr. Im Landesinneren sind die Schlaglöcher schuld, in der Hauptstadt ist es der Verkehr zur Stoßzeit.

Wir gelten als sympathisch und hilfsbereit, doch sollte man unsere Versprechen nicht allzu ernst nehmen. Wenn sich beispielswei­se zwei alte Schulfreunde treffen, begrüßen sie sich überschwänglich, tauschen Telefonnummern aus und vereinbaren, bald einmal zusammen wegzugehen – was selbstverständlich nie passiert. Und niemand ist darüber erstaunt.

Wenn man einen tico fragt, was einen tico ausmacht, wird er vielleicht darauf verweisen, dass wir keine Armee haben. Ganz bestimmt aber wird er voller Stolz unsere Fußballnationalmannschaft nennen. Die genießt seit ihrem glorreichen Abschneiden bei der Weltmeisterschaft in Brasilien 2014 Heldenstatus.

Das idyllisch anmutende Landleben ist noch immer ein wichtiger Teil unseres Selbstverständnisses, auch wenn die bunt bemalten Ochsenkarren in der Landwirtschaft nicht mehr so oft genutzt werden. Zum Beispiel hat vor einiger Zeit mal ein Viehdieb eine gestohlene Kuh nicht mit einem Ochsenkarren, sondern auf dem Rücksitz eines Taxis abtrans­portiert.

Text: Grettel Montero Varela

 

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung des Studienkreis reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Zurück

Auswahl ändern