Editorial "Kaukasus verstehen - Armenien, Georgien, Aserbaidschan"
Tbilisi und Jerewan, Swanetien und Abchasien, die Geschichten von Prometheus, der an den Kaukasus geschmiedet war, oder von Königin Tamar sind mir seit meiner Kindheit vertraut – aus Erzählungen meiner Großmutter in Erinnerung an meinen Großvater. Er ist im Zweiten Weltkrieg auf dem Vormarsch Richtung Kaukasus in Südrussland gefallen und liegt dort begraben.
Später – noch zu Sowjetzeiten – war ich selbst einmal dort und habe mich dann auf den Weg Richtung Süden gemacht. Und war fasziniert von der Wildheit, Schroffheit und Unberührtheit der Landschaft, vom bunten südländisch anmutenden Treiben auf den Märkten, von der Vielfältigkeit der Ethnien und Religionen. Das war so gar nicht vereinbar mit dem Bild, das ich damals vom grauen, tristen Russland hatte. Vor allem aber haben mich die Menschen begeistert, die trotz offensichtlicher Armut so gastfreundlich, offen und herzlich waren.
Mit großer Spannung habe ich nun im vorliegenden Magazin gelesen, was die einheimischen und deutschen Autorinnen und Autoren über die heutigen Verhältnisse in den drei seit 1991 wieder unabhängigen Ländern Georgien, Armenien und Aserbaidschan zu berichten haben: über die wirtschaftlich schwierige Phase nach dem Ende der Sowjetzeit, über die politischen Reformen hin zu mehr Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Und über die gesellschaftlichen Brüche und Veränderungen: Macht der Oligarchen versus Zivilgesellschaft, Religion versus säkulare Lebenswelten, Tradition versus Moderne. Bei allen Schwierigkeiten und Konflikten, die diese drei Länder noch zu lösen haben: Der Tourismus jedenfalls etabliert sich gut. Meine Hoffnung, dass durch dessen behutsame, nachhaltige Entwicklung ausländische Besucher den Reiz, die raue Schönheit und die Offenheit der Menschen genauso intensiv erleben dürfen wie ich vor langer Zeit, scheint in Erfüllung zu gehen.
Dietlind von Laßberg
Förderer des Magazins
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»Kaukasus verstehen«
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